Nach der Intrige ist vor der Intrige

Erstaunlich ist es nicht, wenn es im Bundestagswahlkampf Intrigen und Intrigenvorwürfe gibt. Dabei ist es kein Alleinstellungsmerkmal von Politik. Intrigen gibt es überall: in grossen Unternehmen und kleinen Vereinen, vom Kindergarten bis zur Börse.

An öffentlich werdenden Intrigen wie bei den Grünen in Berlin um Stefan Gelbhaar lassen sich einige allgemein gültige Prinzipien verdeutlichen.

Intrigen(ähnliche) Konflikte haben ein weites Umfeld von Mit-Akteur_innen: Opfer und Täter_innen, Mitwissende und Zuschauende, Stakeholder, die profitieren. Es geht um Einzelpersonen, Gremien und Institutionen sowie Presse und Öffentlichkeit. Der Kreis der Betroffenen weitetet sich, wobei die Rollen welchseln und sich überschneiden, die Geschehnisse immer komplexer und nicht unbedingt klarer werden.

Was tun? Der genaue, unverstellte Blick auf das, was sichtbar ist, ist unabdingbar – auch in ‚besonderen‘ Zeiten wie Wahlkampf, Stress oder Umorganisation. Dazu gehört, die eigene Beteiligung nicht aussen vor zu lassen. Der Blick nicht nur auf Personen, sondern auf Strukturen, die Intrigen ermöglichen oder sogar befördern.

Viele Unternehmen haben Konfliktmanagementsysteme entwickelt und etabliert: Vorwürfe von Sexismus, Mobbing oder Diskriminierung, Veruntreuung, Sabotage oder Betrug müssen einer neutralen, nicht involvierten Stelle gemeldet werden können. Personen wie Prozesse dieser Stelle müssen bekannt und transparent sein, die Untersuchung selbst vertraulich und verschwiegen.

Jede_r Einzelne kann an der eigenen Intrigenresilienz arbeiten; die Aufarbeitung von Vergangenem gehört dazu. Unternehmen sparen viel Geld, wenn sie funktionierende Konfliktmanagementsysteme etablieren und propagieren, Parteien (und Presse) ersparen sich viel Ärger und einen immensen Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit – abgesehen vom Leid der Einzelnen. Wir alle, die Gesellschaft profitiert als Ganzes.

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